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30.07.2020

Andacht: Der Geschmack des Glaubens

30.07.2020

Andacht: Der Geschmack des Glaubens

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Schwestern und Brüder,

so verschieden Menschen sind, so verschieden sind ihre Geschmäcker. Und über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Was mich betrifft, ich esse für mein Leben gern Eierkuchen. Und ich habe Glück, mein Mann mag auch Eierkuchen und vor allem, er weiß, wie man Eierkuchen macht. Beim Eierkuchen kommt es auf die Füllung an. Einer unserer Favoriten ist Eierkuchen mit Käse und Spinat, der Spinat mit einem Hauch Knoblauch. Käse und gekochter Schinken mit Tomaten-Ketchup und Kräutern der Provence schmeckt auch sehr gut. Man kann statt gekochtem Schinken auch in Butter gedünstete Zwiebeln und Champignons nehmen oder Speckwürfel, die man scharf anbrät. Neben den herzhaften essen wir auch gern süße Eierkuchen. Bei Eierkuchen mit Nutella werde ich immer schwach. Da könnte ich fünf Stück auf einmal essen. Eierkuchen mit Cointreau-Orangenlikör und Zucker oder Eierkuchen mit Marmelade sind auch sehr lecker.

Mein absoluter Lieblings-Eierkuchen ist der mit dünn geschnittenen Apfelscheiben. Mein Mann gibt den zähflüssigen Teig in die heiße Pfanne und verteilt darin gleichmäßig die Apfelscheiben. Ist der Teig fest geworden, wirft mein Mann den Eierkuchen aus der Pfanne ein kleines Stück in die Höhe, wobei sich der Eierkuchen einmal um seine eigene Achse dreht und dann wieder in der Pfanne landet. Dass man einen Eierkuchen auf diese Weise wenden kann, kannte ich nicht. Ein in der Luft fliegender, sich um sich selbst drehender Eierkuchen, das ist ein Schauspiel, das ich jedes Mal staunend in unserer Küche verfolge.

Wenn es bei anderen Dingen nur auch so einfach wäre. Wenn wir Krankheit mal eben so in Gesundheit wenden könnten, wie man einen Eierkuchen in der Pfanne wendet. Dann wäre alle Krankheit weg. Auf einen Schlag von uns gewendet.

Keine Arztbesuche mehr, keine Tabletten, keine Spritzen, keine Krankenhaus -aufenthalte und vor allem: keine Schmerzen mehr. Oder wenn man mal eben Alter in Jugend wenden könnte. Noch einmal von vorn anfangen. Mit dem Elan, der Neugier und dem Schwung der Jugend in die Welt hinausgehen. Die Welt entdecken, die Welt erobern. Oder wie Willi Schneider es in einem Schlager im Jahr 1969 besungen hat: „Man müsste noch mal zwanzig sein und so verliebt wie damals. Und wenn das Herz dann ebenso entscheiden könnt' wie damals, ich glaub, dann entschied es sich nochmal, nochmal für dich“.

Liebe Schwestern und Brüder, bestimmte Dinge können wir nicht von uns wenden. Krankheit nicht und auch nicht das Alter. Krankheit und Alter sind Merkmale, die zu unserem Leben gehören. Aber es gibt noch ein weiteres Merkmal, das zu unserem Leben gehört und das wir nicht abwenden können: Das ist die Liebe Gottes zu uns Menschen. Gott hat uns Menschen geschaffen und ist uns zugewandt, aus reiner Liebe. Gott liebt dich und mich und er möchte nicht mehr, als dass wir seine Liebe erwidern. Einem Menschen zeigt man seine Liebe dadurch, dass man ihn in sein Leben einlässt. Bei Gott ist das nicht anders. Gott möchte, dass wir ihn in unser Leben einlassen. Mit ihm über unseren Alltag reden. Ihm unsere großen und kleinen Sorgen mitteilen. Unsere Hoffnungen und Wünsche, die wir für uns selber und unsere Lieben haben. Gott möchte an unserem Leben teilhaben, Gott möchte ein Teil unseres Lebens sein. Was erwartet uns, wenn Gott in unser Leben tritt? Was erwartet mich, wenn ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Eierkuchen mit Nutella esse? Mit dem Geschmack des Glaubens verhält es sich wie mit dem Geschmack eines Nutella-Eierkuchens: Den muss jeder für sich selber entdecken. Aber wer einmal auf den Geschmack gekommen ist, der möchte nicht mehr darauf verzichten.

Ihre Iris Fabian, Pastorin der Diakonischen Altenhilfe Wuppertal

29. Juli 2020

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