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28.07.2020

Altenhilfe in der Corona-Krise - Das Virus der Einsamkeit

28.07.2020

Altenhilfe in der Corona-Krise - Das Virus der Einsamkeit

Jetzt ist die Zeit der nachgeholten Besuche, der fröhlichen Kaffeekränzchen und glücklichen Schnappschüsse von Alten und Jungen, die sich lange nicht sehen durften. Doch die strikten Besuchsverbote der Corona-Pandemie wirken nach – vor allem für diejenigen, die in dieser Zeit einen Menschen verloren haben.

„Sterbebegleitung ist nicht nachholbar“, betont Katharina Ruth. Sie leitet den Hospizdienst „Die Pusteblume“ in Wuppertal und arbeitet eng mit den acht stationären Einrichtungen der Diakonischen Altenhilfe Wuppertal zusammen. „Menschen, denen sie verwehrt wurde, leiden oft ein Leben lang darunter. Und für die Sterbenden war es ebenfalls eine Katastrophe.“

Über das „ethische Dilemma“ reden

Auch wenn Katharina Ruth diese Katastrophe in den Altenheimen der Wuppertaler Diakonie nicht wahrgenommen hat, findet sie eine Debatte darüber wichtig. „Das Pauschalurteil, Kirche habe Sterbende, Alte und Kranke alleine gelassen, ist falsch“, betont sie. „Doch wir müssen über das ethische Dilemma, in das die Pandemie uns gebracht hat, reden. Das Infektionsschutzgesetz hat alles außer Kraft gesetzt, was uns in der Hospiz- und Altenarbeit wichtig war. Der Gesundheitsschutz hat das Grundrecht auf Selbstbestimmung, angemessene Sterbebegleitung und gesellschaftliche Teilhabe verletzt.“

Ein „Ringen um den angemessenen Weg“ habe ihr gefehlt, so Ruth. „Insgesamt wurde zu wenig hinterfragt und diskutiert. In den Medien war immer wieder zu hören, dass Einrichtungen aus Angst vor einem Corona-Ausbruch ihr Türen strikt verriegelt haben – auch für Ehrenamtliche der Hospizdienste.“ Ebenso wie Katharina Ruth fordert Professorin Sigrid Graumann, Rektorin der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe und Mitglied des Deutschen Ethikrates, eine ethische Reflexion der Infektionsschutzmaßnahmen (https://www.wohlfahrtintern.de/startseite/newsdetails/article/teilhabe-nicht-dauerhaft-beschneiden/). In einer Live-Diskussion der Diakonie RWL wird sie am 19. August dazu Stellung nehmen.

Niemand wurde alleine gelassen

In den diakonischen Altenheimen in Wuppertal gab es trotz des Besuchsverbots zu Beginn der Pandemie durchgehend eine hospizliche Begleitung der Bewohnerinnen und Bewohner, die im Sterben lagen. „Niemand wurde alleine gelassen“, betont der Vorstand der Wuppertaler Diakonie, Martin Hamburger. „In den Landesverordnungen gab es Ausnahmen des Besuchsverbots für Sterbende und die haben wir konsequent angewendet.“ Angehörige durften persönlich Abschied nehmen, allerdings zeitlich begrenzt und in entsprechenden Schutzanzügen.

Auch die Seelsorger hätten die Ausnahmeregelungen geschickt genutzt. Da das Bedürfnis nach Gesprächen mit ausgebildeten Seelsorgern in Evangelischen Kliniken und Altenheimen.

Text: Sabine Damaschke

Foto: Pixabay

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