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21.07.2020

Die sozialen Folgen der Corona-Krise

21.07.2020

Die sozialen Folgen der Corona-Krise

Helge Lindh war zuletzt im Februar zu Besuch in der Sozialen Teilhabe der Diakonie Wuppertal. Durch die Corona-Pandemie hat sich seitdem vieles verändert. Der Wuppertaler Bundestagsabgeordnete hat deshalb erneut das Gespräch gesucht, um sich über die verschärften Bedarfe der Menschen im Tal, die veränderten Angebote der Sozialen Teilhabe sowie die sozialen Folgen der Corona-Pandemie auszutauschen.

„Die Corona-Krise hat nicht nur wirtschaftliche Auswirkungen, sondern auch weitreichende soziale Folgen. In unserer täglichen Arbeit beobachten wir sehr deutlich, wie sich das Social Distancing auf die uns anvertrauten Menschen auswirkt.“, erzählt Mirjam Michalski. Seit Februar wurden in den Einrichtungen umfangreiche Schutzmaßnahmen getroffen, die mit sozialen Einschränkungen verbunden sind. „Die Menschen werden durch die präventiven Maßnahmen zwar vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus geschützt, doch das Social Distancing belastet alle sehr.“, betont die Geschäftsführerin der Sozialen Teilhabe.

Aufgrund der Corona-Pandemie wurde verordnet, vorübergehend trägerübergreifend alle Arbeitsgelegenheiten (AGH) einzustellen. Auch die Beschäftigten des Stadtteilservice der Sozialen Teilhabe waren von dieser Maßnahme betroffen und konnten nicht mehr arbeiten. „Für diese Menschen ist der Lebensinhalt weggebrochen.“, erzählt Abteilungsleiterin Heidi Kleiner. „Sie hatten plötzlich weder Arbeit, noch eine feste Tagesstruktur oder einen Zuverdienst.“. Die Situation wurde durch ein intensives Telefon-Coaching abgefedert. Doch Heidi Kleiner betont: „Nicht allen kann telefonisch geholfen werden. Besonders die suchtgefährdeten Teilnehmer brauchen den Arbeitsalltag und persönliche Begegnungen mit uns und ihren Arbeitskollegen, damit sie nicht in alte Muster verfallen.“

Mit Einführung der Lebensmittelausgabe in der Diakoniekirche konnten einige AGH-Teilnehmer wieder beschäftigt werden. Finanziert durch Spenden der Bethe-Stiftung gibt die Diakonie in Kooperation mit der Tafel und der Stadtmission dort seit März Lebensmitteltüten an Bedürftige aus. Das Publikum ist bunt gemischt, es kommen obdachlose, suchtkranke und zunehmend ältere Menschen. „Die ältere Generation ist sehr dankbar, auch für den persönlichen Austausch. Viele sagen, dass sie sich in Zeiten von Corona einsam fühlen.“, erzählt Heidi Kleiner.

Auch Kathrin Nolzen berichtet, dass sich bereits prekäre Lebenslagen durch die Corona-Pandemie verschärft haben. „Wir betreuen viele Menschen, die zur sogenannten Risikogruppe gehören und zum Teil eine Angststörung haben. Die Corona-Krise ist für sie eine besonders schwere Zeit und sie gehen kaum noch raus.“. Die Mitarbeitenden des Ambulant Betreuten Wohnens sind auch während der Corona-Pandemie zuverlässige Ansprechpartner für diese Menschen geblieben und haben sie im Umgang mit der neuen Situation unterstützt. „Wir achten darauf, dass unsere Klienten ihren Lebensalltag weiterhin bewältigen. Sie verbringen nun viel Zeit zuhause, deswegen müssen neue Strukturen geschaffen werden. Zum Beispiel fällt mehr Hausputz an.“, so die stellvertretende Abteilungsleiterin. Ein weiteres Problem sind die eingeschränkten Erreichbarkeiten der Ämter, die auf telefonische Beratung umgestellt haben. „Die Anträge sind für unsere Klienten zu hochschwellig. Wenn sie dringende Fragen haben, hängen sie in der Warteschleife oder kommen nicht durch. Deswegen unterstützen wir auch bei Behördenangelegenheiten.“

Auf die abschließende Frage Helge Lindhs, welche Maßnahmen zur Vermeidung sozialer Härten notwendig sind, antwortet Mirjam Michalski: „Die soziale Infrastruktur muss auch während der Corona-Krise erhalten bleiben und sie muss entsprechend finanziell unterstützt werden. Wir dürfen uns nicht aus der sozialen Fläche zurückziehen, sondern müssen für die Menschen im Tal erreichbar sein. Das ist mit angepassten Maßnahmen und Hygienekonzepten gut möglich.“

Text und Foto: Juliane Geyer / Soziale Teilhabe

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