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10.03.2021

Österliches

10.03.2021

Österliches

In der Straße, in der wir wohnen, sind im vergangenen Jahr neue Bäume gepflanzt worden. Einige ältere kranke Bäume waren zuvor gefällt worden. Andere hat das Sturmtief „Sabine“ im Februar entwurzelt und zu Fall gebracht. An ihrer Stelle stehen jetzt junge Bäume mit noch ganz schmalen Stämmen. Damit so ein junger Baum einwurzeln kann und gerade aufwächst, hat man Baumpfähle rings herum gesetzt und das Bäumchen, das in der Mitte steht, mit Kokosseilen angebunden. Dieser Tage ist jemand hingegangen und hat an einer Anpflanzung bunte Eier aufgehängt. Viele große und kleine Plastikeier in allen Farben, die im Wind hin- und herschaukeln. Ein Fingerzeig auf Ostern, das in ein paar Wochen gefeiert wird?

An Ostern gedenken Christen der Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi. Die vier Evangelien berichten, dass von den Holzkreuzen dasjenige, an dem Jesus gekreuzigt wurde, in der Mitte stand. Johannes schreibt: „Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere, auf jeder Seite einen, in der Mitte Jesus“. Was mag der Grund sein, warum dieses Detail, dass Jesus in der Mitte war, erwähnt wird? Vielleicht haben die Evangelisten darin mehr als nur ein Detail gesehen. Von den Verurteilten am Kreuz war Jesus der mittlere, vor allem aber: der Mittler. Der Mittler zwischen den Menschen auf der einen Seite und Gott auf der anderen Seite. Kraft seines Mittleramtes hat Jesus den Menschen seiner Zeit immer wieder Heil und Segen von Gott her vermittelt. Das hat vor ihm noch keiner getan.

In normalen Zeiten hat das Leben einer Gesellschaft einen gewohnten Rhythmus. Davon sind wir weit entfernt. Nach wie vor dreht sich alles um Corona und um Infektionszahlen, Inzidenzwert, Lockdown, Impfstoffbeschaffung und -zuteilung. Und neuerdings auch um Virusmutation, Risikogebiete, Grenzschließung, Selbsttestung und Priorisierung. Das ist belastend. Für die Politik, die auf eine epidemische Lage reagieren muss, die komplex ist und sich beinahe täglich ändert. Für die Wirtschaft, die die Produktions- und Lieferketten in Gang halten muss. Für Handel und Dienstleistung, die besonders unter dem Lockdown leiden und langsam wieder zu öffnen beginnen. Und schließlich für die Menschen in diesem Land, die sich besorgt fragen: Wie stehen wir das alles durch?

Nicht alle Menschen in Deutschland haben Corona überstanden. Mit rund 70.000 wird aktuell die Zahl der Menschen angegeben, die an den Folgen einer Corona-Erkrankung gestorben sind. Vor 2000 Jahren ist ein Mensch in Jerusalem gestorben. Nicht weil er erkrankt war, sondern weil er von den Behörden an einem Kreuz hingerichtet wurde. Öffentliche Hinrichtungen waren damals nichts Ungewöhnliches und darüber wäre nicht berichtet worden, wenn dieser Mann sein verlorenes Leben nicht zurückbekommen hätte. Gott hat diesen einen Menschen Jesus von Nazareth nicht im Tod gelassen, sondern auferweckt und ins Leben zurückgeholt. Manch einer, der das heute hört, hat Zweifel. Ich nicht. Ich glaube, dass Jesus gekreuzigt und begraben wurde und am dritten Tag von den Toten auferstanden ist. Dieser Glaube ist wie ein Kokosseil, an dem sich die Menschen in allen Krisenzeiten festgehalten haben. Der Glaube an Jesus Christus kennt im Übrigen weder Zuteilung noch Priorisierung. Er ist für jede und jeden jederzeit zu haben, man muss ihn nur ergreifen.


Text: Iris Fabian, Pastorin der Diakonischen Altenhilfe Wuppertal
12. März 2021

 

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