09.05.2025
Am 12. Mai, dem internationalen Tag der Pflegenden, rücken wir all jene in den Mittelpunkt, die mit Herz, Geduld und Hingabe tagtäglich für andere da sind. Pflege ist weit mehr als Versorgung – sie ist Zuwendung, Trost und oft einfach nur: Zeit schenken. Wenn der Tag sich dem Abend zuneigt, beginnt für manche Menschen ein ganz besonderer Abschnitt – so auch im Reformierten Gemeindestift Elberfeld, wo Herr Abdi um 17 Uhr seinen Dienst beginnt. Herr Abdi ist gelernte Betreuungskraft und im Reformierten Gemeindestift mit besonderem Auftrag unterwegs: Er kümmert sich in den frühen Abendstunden speziell um Bewohnerinnen und Bewohner mit Demenz, bei denen es infolge der Demenz zum sogenannten Sundowning-Syndrom kommt.
Zum Sundowning Syndrom
Das Sundowning Syndrom ist ein häufig und gut bekanntes Phänomen, das im Zusammenhang mit einer Demenz auftreten kann. Unter Sundowning versteht man eine Verhaltensänderung, die am späteren Nachmittag bis in die Abendstunden hinein andauert. Menschen mit Demenz werden dann angespannt, beginnen zu rufen und zu wandern. Sie werden von einer starken Ruhelosigkeit erfasst, haben häufig den Wunsch nach Hause zu wollen und können dann nicht oder schlecht einschlafen.
Natürlich gibt es tagsüber Tipps und Tricks, um diesem Phänomen entgegenzuwirken. Jedoch abschaffen oder heilen kann man es nicht. Es ist hilfreich, einen strukturierten Tagesablauf mit genügend sinnstiftender Betätigung zu haben. Routineabläufe bieten Stabilität und Sicherheit und können helfen, Unruhe zu vermeiden. Auch dafür gibt es speziell ausgebildete Mitarbeitende, Betreuungskräfte, die tagsüber für einen strukturierten Tagesablauf und sinnvolle Beschäftigung sorgen. Oft bleibt jedoch die Unruhe am Abend. Was dann?
Einsatz einer geschulten Betreuungskraft
Was hilft? In diesen schwierigen Stunden des Tages benötigen die Menschen vor allem eines: Beistand. Sie benötigen einen anderen Menschen, der da ist, der tröstet, mit dem man die Unruhe gemeinsam aushalten kann, einen Menschen, der Zeit hat. Ganz außerhalb des Stellenschlüssels und sonstigen Aufgaben. Im Reformierten Gemeindestift ist dieser Mensch Herr Abdi. Er beginnt seinen Dienst jeden Abend um 17 Uhr, begleitet verschiedene Bewohnerinnen und Bewohner durch das Abendessen hindurch bis sie Nachtruhe finden. Er hat einen Kurs als Betreuungskraft absolviert. Aber Menschen zu begleiten, ist für ihn mehr als das: Es ist ihm eine Herzensaufgabe. Er ist da, wenn die Unruhe kommt. Seit Mai 2024 macht er dies nun schon; die Bewohnerinnen und Bewohner kennen den freundlichen jungen Mann und verbringen gerne Zeit mit ihm. Manchmal ein Gespräch, manchmal ein kleiner Spaziergang, manchmal sitzt man auch nur still da. Am wichtigsten ist es, in den Sundowning Stunden nicht allein zu sein.
Förderung durch die Dr. Hesslenberg-Stiftung
Damit Herr Abdi außerhalb des üblichen, mit den Pflegekassen verhandelten, Stellenschlüssels laufen kann und auch wirklich ausschließlich zum „Zeit schenken“ im Reformierten Gemeindestift tätig werden kann, wird dieses Projekt durch die Dr. Hesslenberg-Stiftung gefördert. Ohne diese Förderung wäre die Finanzierung dieser zusätzlichen Stelle nicht denkbar. Natürlich sind im Reformierten Gemeindestift auch weitere Betreuungskräfte im Einsatz. Sie sorgen für eine gute Tagesstruktur, für Abwechslung im Alltag und sinnvolle Beschäftigung. Doch abends, wenn das Sundowning-Syndrom einsetzt und die meisten anderen Betreuungskräfte auch ihrem wohlverdienten Feierabend entgegen gehen, dann ist der Einsatz des Herrn Abdi von besonderem Wert – denn gerade in diesen herausfordernden Stunden schenkt er den Bewohnerinnen und Bewohnern Zeit, Ruhe und menschliche Nähe, die über den Tag hinauswirkt.
Text und Foto: Diakonische Altenhilfe Wuppertal