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25.11.2021

Im Gespräch mit Evamarie Bott

25.11.2021

Im Gespräch mit Evamarie Bott

Evamarie Bott wurde von ihrem Ehemann einmal als „ehrenamtlich Vollzeitbeschäftigte“ bezeichnet. Dass er damit Recht hat zeigt ihre beeindruckende Biografie. Sie ist seit Jahrzehnten sowohl engagiertes Mitglied der evangelischen Kirche als auch Vorstand der „Konzertgesellschaft Wuppertal“ und des „Chores der Konzertgesellschaft Wuppertal“. Sie war Mitglied und Vorsitzende des Elberfelder Erziehungsvereins und ist seit 2011 Vorstandsvorsitzende der "Bürgerstiftung für Kinder in Wuppertal“. Auch für ihren unermüdlichen Ehrgeiz Kindern eine bessere Unterstützung und Förderung zu ermöglichen, hat sie 2015 den Bundesverdienstorden der Bundesrepublik Deutschland am Bande erhalten.

Die Evangelischen Kitas der Diakonie Wuppertal hat die Bürgerstiftung seit ihrer Gründung immer wieder durch Spenden unterstützt. Für dieses Engagement sind wir ihr als Diakonie Wuppertal sehr dankbar.

Im Gespräch mit Evamarie Bott ist ihr Kampfgeist deutlich zu spüren. Klar und nachdrücklich wählt sie ihre Worte und versteckt auch ihren Unmut über Missstände nicht. Dabei liegen ihr insbesondere Kinder am Herzen. „Die Gesellschaft kümmert sich zu wenig um ihre Kinder. Sie haben keine Lobby und können nicht selbst auf die Missstände aufmerksam machen, die sie direkt betreffen“ beschreibt Frau Bott die Situation.
 

„Die sprachliche Entwicklung der Kinder leidet mehr und mehr“

Kinder seien aus unterschiedlichsten Gründen sehr stark darauf angewiesen bereits im Kindergarten kompetente Begleitung zu erfahren. Je früher diese einsetze, umso bessere Chancen hätten sie anschließend in der Schule und in ihrer weiteren beruflichen Entwicklung. Hier fehle es jedoch bereits seit Jahren an der ausreichenden Finanzierung.  „Wir erhalten aus den Kindergärten die Rückmeldung, dass die sprachliche Entwicklung der Kinder mehr und mehr leidet. Zuhause wird insgesamt weniger miteinander gesprochen, weil Handy, TV und PC die Familien ablenken. In den Kitas nehmen Bürokratie und die erforderlichen Dokumentationen viel Zeit in Anspruch und belasten die eigentliche Arbeit mit den Kindern.

Die Bürgerstiftung für Kinder in Wuppertal hat daher schon früh überlegt, wie sie die Arbeit der Kindergärten unterstützen kann und ist seither stets im direkten Austausch, um gezielt Maßnahmen zu ergreifen. Auch wenn der Anspruch der Erzieher*Innen sicher der ist, allen Kindern gerecht zu werden, ist es einfach zeitlich nicht möglich, sich intensiv um einzelne Kinder zu kümmern. „Die Bürgerstiftung akquiriert daher schon lange immer wieder Gelder für Ergotherapeut*Innen und Heiltherapeut*Innen, die einzelne Kinder in Kleingruppen gezielt stärken.“

Die alltagsintegrierte Sprachentwicklungsförderung stößt an Grenzen, wenn mundmotorische Barrieren vorhanden sind. Logopädinnen und Logopäden können einen entscheidenden Beitrag da leisten, wo sich Artikulationsstörungen und allgemeine Sprachentwicklungen überschneiden.

Auch bei der Beschaffung erneuerungsbedürftiger Spielgeräte unterstützt die Bürgerstiftung. „Kindergärten erhalten zu Beginn eine staatliche Förderung von 80-90% für die Erstbeschaffung und Einrichtung. Danach werden sie ihrem Schicksal selbst überlassen. Bei einer Lebenszeit von 10-15 Jahren sind Außenspielgeräte irgendwann erneuerungsbedürftig. Mit der Ersatzbeschaffung werden die Kindergärten jedoch komplett alleine gelassen.“
 

„Die Politik betreibt eine Mangelverwaltung“

Dies sei jedoch keine Entwicklung der letzten Jahre, meint Frau Bott. „Seit meiner ersten Mitgliederversammlung im EEV im Jahre 1990 fehlt es in den Kindergärten an einer ausreichenden finanziellen und personellen Ausstattung. Die scheinbar hilfreichen Änderungen der Gesetze wie das Kinderbildungsgesetz (KiBiz) erweitern den Aufgabenbereich der Einrichtungen, sind aber letztlich nur Spargesetze, da sie keine aktiven Qualitätsverbesserungen in der Betreuung vorsehen. Damit werden Misstände nicht verbessert.“

Dabei sei das Potential groß. Kindergärten haben die Möglichkeit, die Kinder auf zukünftige Anforderungen in Schule und Beruf gut vorzubereiten. „Hier können pädagogische Konzepte, wie das der Reggio-Pädagogik, helfen, den kindlichen Forschergeist zu entfalten, Freude am Lernprozess zu erfahren und über längere Strecken Projekte zu erarbeiten. „Selbst Themen vorschlagen zu können, gehört zu werden, mitzubestimmen - das alles sind wertvolle Erfahrungen, die positiv im Kopf bleiben.“

Die wachsende Zahl an Reggio-qualifizierten Kindergärten ist eine tolle Entwicklung.

„Es ist ein großer Vorteil der Kindergärten so unendlich viele Möglichkeiten zu haben Kinder zu fördern. Es gibt ein riesiges Potential von Angeboten.“

Wir freuen uns, mit der „Bürgerstiftung für Kinder in Wuppertal“ und mit der Vorsitzenden Frau Bott eine Unterstützerin zu haben, die sich aktiv einsetzt und es ermöglicht, Hindernisse für Kinder in Kindertagesstätten aus dem Weg zu räumen.

Text: Daniel Edlauer, Öffentlichkeitsarbeit

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